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abgekühlt werden. In dieser Phase
erfolgt dann die Umwandlung des
Austenits in Martensit.
Das Warmbadhärten setzt je-
doch eine ausreichende Härtbarkei
t
voraus, d. h. ein Umwandlungsver-
halten des Stahls, das eine Verzö-
gerung des Abkühlens ohne Beein
-
trächtigung der Umwandlung in
Martensit gestattet. Dies ist im All-
gemeinen nur bei legierten Stählen
möglich, wenn eine vollständige
Umwandlung in Martensit erf
or-
derlich ist.
3.3.3 Tiefkühlen
Aus Bild 25 ist zu entnehmen,
dass das Ende der Martensitum-
wandlung bei unlegierten Stählen
mit einem Kohlenstoffgehalt über
ca. 0,6 Masse-% bei Raumtempera-
tur noch nicht erreicht ist. Soll der
Austenit vollständig umgewandelt
werden, so muss bis zur Martensit-
Endtemperatur weiter unterkühlt
werden. Dies kann in Tiefkühltru-
hen oder -schränken mit Luft, spe-
ziellen Kältemischungen oder in
flüssigem Stickstoff (– 196 °C) vor-
genommen werden.
Das Tiefkühlen sollte unmittel-
bar nach Erreichen der Raumtem-
peratur
erfolgen, da längeres
Ver-
weilen (ab etwa 4 bis 6 Stunden)
zu einem Stabilisieren des noch
nicht umgewandelten Austenits
führt. Diese Stabilisierung erschwert
die Umwandlung des Restaustenits
und kann sie sogar verhindern.
Das Tiefkühlen ist immer dann
zweckmäßig, wenn
aus Verschleißgründen eine sehr
hohe Härte und ein restaustenit-
freies
Gefüge erforderlich sind,
höchste Anforderungen an die
Maß- und Formgenauigkeit ge-
stellt werden und wenn wäh-
rend des Gebrauchs gehärteter
Werkstücke Temperaturen un-
terhalb der Raumtemperatur,
oberhalb von 150 °C oder Ver-
formungen zu erwarten sind,
wodurch sich Restaustenit um-
wandeln kann.
Anstatt durch Tiefkühlen kann
Restaustenit auch durch Anlassen
beseitigt werden, jedoch sind hier-
zu bei unlegierten und niedrig
legierten Stählen Temperaturen
über 200 °C und bei hoch legierten
(Werkzeugstählen) Temperaturen
über 500 °C erforderlich.
3.4 Eigenschaften gehärteter
Werkstücke
3.4.1 Festigkeit und Härte
Das durch Härten angestrebte
Ziel ist eine möglichst vollständige
Umwandlung in der Martensitstufe.
Die dadurch erreichbare Härte er-
gibt sich aus der Martensitmenge
und dem Kohlenstoffgehalt, der im
Austenit gelöst war, und kann nach
dem in 3.1.1 dargestellten Zusam-
menhang ermittelt werden. Dabei
ist zu beachten, dass die erreich-
bare Härte bei Stählen höchstens
65 HRC betragen kann. Enthält da
s
Gefüge neben Martensit Restaus-
tenit, Ferrit, Perlit oder Bainit, ist
mit niedrigeren Werten zu rechnen.
Das Gefüge von Gusseisen enthält
dagegen außer Martensit Graphit-
ausscheidungen, so dass selbst bei
einer vollständigen Umwandlung
in der Martensitstufe die Härte un-
ter derjenigen von Stahl liegt. Bei
Sinterwerkstoffen sind die Poren
für eine niedrigere Härte verant-
wortlich.
Die Härte ist gleichzeitig ein
Maß für die Festigkeit eines gehär-
teten Werkstücks. Mit zunehmen-
der Härte erhöht sich auch die
Festigkeit und umgekehrt. Nach
Umwertungstabellen in DIN EN
ISO 18265
kann die Härte in Zug-
festigkeitswerte umgewertet
bzw.
aus Zugfestigkeitswerten auf die
Härte geschlossen werden. Da-
bei
ist allerdings der Einfluss der
Legierungselemente zu beachten.
Dementsprechend sind
verschie-
denen Stahlgruppen unterschied-
liche Umwertungstabellen zuge-
ordnet. Als Faustformel ohne
Anspruch auf Exaktheit können
die beiden nachstehenden Bezie-
hungen zum Umwerten
be
nutzt
werden:
R
m
(3,2 bis 3,35) · Vickershärte
[N/mm
2
]
bzw.
R
m
(32 bis 38) · Rockwell-C-Härte
[N/mm
2
]
Dabei gilt der Multiplikator 3,2
bis zu einer Härte von etwa 460
HV, und es gelten Multiplikatoren
zwischen
3,2 und 3,35 für den Be-
reich 465 bis 650 HV. Der Multi-
plikator 32 gilt
für den Bereich 31
bis 45 HRC, und
Multiplikatoren
zwischen 32 und 38 gelten für den
Bereich zwischen 46 und 58 HRC.
Merkblatt 450
Bild 30: Mechanische Eigenschaften des Stahls C45 nach der Wärmebehandlung
0
Anlasstemperatur [ºC]
Härte [HRC]
0
100
700
20
40
60
80
200 300 400 500 600
Zugfestigkeit
Festigkeit R
m
, R
e
[N/mm
2
]
2400
2000
1600
1200
800
400
0
Streckgrenze
Härte
Einschnürung
Dehnung
Brucheinschnürung Z, Bruchdehnung A [%]
100
40
0
80
60
20
Zugfestigkeit
renze
Härte
hnrng
Zugfestigkeit
renze
Härte
hnürung
äte
hnürung
Dehnung
De u g
Gehärtet: TE 54
+
JE 840 ºC 20 min/Salzwasser
Angelassen: Luft bzw. Salzbad jeweils 30 min
d
o
= 8 mm