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zunehmendem Gehalt an Legie-
rungselementen. Insbesondere
sind Stähle mit Vanadium, Chrom,
Molybdän oder Kobalt anlassbe-
s
tändiger. In Bild 35 ist das typi-
sche Anlassverhalten unterschied-
licher Stähle gegenübergestellt.
Die Härte der Kaltarbeitsstähle
1
05WCr6 und X165CrV12 fällt
gegenüber dem unlegierten Vergü
-
tungsstahl C45 deutlich weniger
stark mit zunehmender Anlasstem-
peratur ab. Beim Warmarbeitsstahl
X40CrMoV5-1 und beim Schnellar-
beitsstahl HS6-5-2C bleibt die Härte
sogar bis zu Anlasstemperaturen
von 500 °C nahezu unverändert
und steigt danach sogar noch etwas
an. Dies ist typisch für hoch legier-
te
Stähle, bei denen durch Um-
wandlung von Restaustenit und
Ausscheidung von Carbiden eine
so bezeichnete „Sekundärhärtung“
stattfindet. Im Bild 36 ist dieser
Effekt schematisch dargestellt.
Bei diesen Stählen besteht das
Gefüge nach dem Härten im Regel
-
fall aus 20 bis 40 Volumenanteilen
Restaustenit in %. Dieser lässt sich
beim Anlassen auf Temperaturen
über 500 °C in Martensit umwan-
deln. Die resultierende Anlasskurve
ist nun das Ergebnis der Härte
des Martensitanteils (dessen Härte
nimmt mit zunehmender Tempe-
ratur ab), der Härte des aus dem
Restaustenit entstandenen neuen
Martensits und der Härte von Car-
biden der Legierungselemente
Chrom, Vanadium, Molybdän,
Wolfram u. a., die in zunehmen-
dem
Maße mit steigender Anlass-
temperatur ausgeschieden werden.
In der nachstehenden Tabelle
ist die härtesteigernde Wirkung der
und umgekehrt. Besonders deut-
lich wird dies am Verhalten der
Warmarbeitsstähle, für die gilt:
P = T · (a + lg t),
wobei
P = Anlassparameter,
T =
Anlasstemperatur in K,
t = Anlass
dauer in h und
a für Warmarbeitsstähle = 20 ist.
Mit Hilfe einer für den betreffen-
den Stahl gültigen Anlass-Haupt-
kurve können in Abhängigkeit von
Temperatur und Dauer der Tempe
-
ratureinwirkung die zu erwarten-
den Härtewerte näherungsweise
ermittelt werden, siehe Bild 37.
Mit Hilfe der Kurven für 40
und 200 Stunden kann außerdem
abge
schätzt werden, welche Härte
nach
einer entsprechenden Be-
triebs
dauer noch zu erwarten ist.
5.4 Eigenschaften
angelassener Werkstücke
Das Anlassen nach einem
Härten (und gegebenenfalls Tief-
kühlen) bewirkt vor allem eine
Änderung der Härte und der
Festigkeit,
Änderung des Formänderungs-
vermögens,
Abnahme von Eigenspannungen,
Verringerung der Rissgefahr,
Abnahme der Restaustenitmenge,
Änderung der Maße und
even-
tuell der Form.
Wärmebehandlung von Stahl – Härten, Anlassen, Vergüten, Bainitisieren
Temperatur [ºC]
Härte [HRC]
20
500
600 700
25
30
35
40
45
50
55
Anlassparameter P
Härte [HRC]
20
16·10
3
25
30
35
40
45
50
55
14·10
3
18·10
3
20·10
3
22·10
3
Temperatur [ºC]
500
600
700
Dauer:
40 h
2 h
Anlass-
hauptkurve
Dauer:
2 h
40 h
200 h
200 h
(a = 20)
Bild 37: Zusammenhang zwischen Anlasstemperatur und Anlassdauer
bei Warmarbeitsstählen
Legierungs- Temperatur-
element erhöhung
in °C
Vanadium 23
Molybdän 20
Chrom 9
Silizium 7
Mangan 5
Nickel 1
verschiedenen Legierungselemen
te
gegenübergestellt. Für je 0,1 Mas-
senanteile der Legierungselemente
in % kann bei gleichem Härteabfall
die Temperatur um die angegebe-
nen °C erhöht werden. Dadurch er-
weisen
sich Vanadium und Molyb-
dän
als
besonders stabilisierend.
Die in der Praxis erforderliche
Anlasstemperatur ergibt sich aus
den geforderten Gebrauchseigen-
schaften der Bauteile und Werk-
zeuge. Anhaltswerte können den
Anlassschaubildern der Techni-
schen Lieferbedingungen, z. B.
DIN EN 10083, Katalogen der
Stahlhersteller oder anderen geeig
-
neten Unterlagen entnommen wer
-
den.
Bauteile werden üblicher-
weise zwischen 180 und 250 °C
oder zwischen 550 und 600 °C,
Werkzeuge zwischen 180 und
6
00 °C mit einer Haltedauer auf
Temperatur von einer Stunde ange
-
lassen. Werkzeuge aus hoch legier-
ten
Werkzeugstählen sollten min-
destens zweimal angelassen wer-
den, um den beim ersten Anlassen
aus dem Restaustenit entstandenen
Martensit anzulassen.
Anlasstemperatur und -dauer
stehen in einer Wechselbeziehung
zueinander: Mit zunehmender An-
lassdauer nimmt die zum Erreichen
eines bestimmten Härtewertes
er-
forderliche Anlasstemperatur ab