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dem Härten einem zusätzlichen
Anlassen zu unterziehen, um ent-
weder ihr Festigkeitsverhalten
den jeweiligen Beanspruchungs-
bedingungen optimal anzupassen
oder das Risiko der Rissbildung
beim nachfolgenden Schleifen zu
vermindern. Insbesondere dient
ein Anlassen bei höheren Tempera
-
turen dazu, ein beanspruchungs-
gerechtes Verhältnis zwischen
Festigkeit und Formänderungs-
vermögen einzustellen. Im letzt-
g
enannten Fall wird für die Kom-
bi
nation der beiden Verfahren Här-
ten und Anlassen der Begriff „Ver-
güten“
benutzt.
Nach dem Bainitisieren wird
dagegen nicht mehr angelassen.
1.3 Ablauf des
Wärmebehandelns
Der Ablauf des Wärmebe-
handelns lässt sich durch die Zeit-
Temperatur-Folge darstellen. Diese
läuft bei allen Wärmebehandlungs
-
verfahren prinzipiell wie in Bild 2
schematisch dargestellt in drei
Schritten ab:
1. Erwärmen auf die erforderliche
Behandlungstemperatur,
2. Halten auf der Behandlungstem-
peratur,
3. Abkühlen von Behandlungs- auf
Raumtemperatur.
Im ersten Zeitabschnitt wird
zwischen der Anwärmdauer und
der Durchwärmdauer unterschie-
den. Unter Anwärmdauer ist die
Zeitspanne zu verstehen, die beim
Wärmen eines Werkstücks vergeht,
bis die Behandlungstemperatur in
der äußersten Randschicht erreicht
ist. Die Durchwärmdauer ist die
Zeitspanne, nach der auch im
Kern die Solltemperatur vorliegt.
Anwärmdauer und Durchwärm-
dauer zusammen ergeben die
Erwärmdauer.
Die entsprechende Zeitspanne
für die Dauer des zweiten Zeit-
abschnittes ist die Haltedauer, und
für den dritten Abschnitt gilt die
Abkühldauer.
Bei der praktischen Durchfüh-
rung kann diese klare Trennung
häufig nur unter entsprechendem
messtechnischem Aufwand vor-
genommen werden, so dass statt
dessen meist die Ofenverweildauer
als Kontrollgröße herangezogen
werden muss. Bei der Verwendung
von Salzschmelzen für die Wärme-
übertragung ist in diesem Zusam-
menhang der Begriff Tauchdauer
üblich, womit die Zeitspanne vom
Einbringen eines Werkstücks in di
e
Salzschmelze bis zu seiner Ent-
nahme gemeint ist.
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Einfluss einer Zeit-Tem-
peratur-Folge auf den
Gefügezustand der Stähle
2.1 Aufbau des Stahlgefüges
Eisen ist in seinem atomaren
Aufbau als Metall dadurch gekenn-
zeichnet, dass die Eisenatome
durch metallische Bindung zusam-
mengehalten werden. Die Bin-
dungskraft resultiert aus der Anzie
-
hung zwischen den positiv gela-
denen Atomrümpfen und den
negativ geladenen freien Elektro-
nen der äußeren Elektronenschale.
Im festen Zustand sind Metalle in
der Regel kristallin aufgebaut, d. h.,
dass die räumliche Anordnung jedes
Atoms festgelegt ist. Das Kristall-
system des Eisens ist kubisch, und
je nach Temperatur liegt ein ku-
bisch
raumzentriertes (krz) oder
ein kubisch flächenzentriertes (kfz)
Gitter vor, siehe die Bilder 3 und
4; Eisen verhält sich polymorph.
Wärmebehandlung von Stahl – Härten, Anlassen, Vergüten, Bainitisieren
Erwärmdauer
Temperatur
Halte-
dauer
Abkühldauer
Anwärmdauer
Durchwärmdauer
Zeit
Erwärmung Behandlung Abkühlung
Raumtemperatur
Kern
Oberfläche
Behandlungstemperatur
Bild 2: Zeitlicher Ablauf einer Wärmebehandlung (schematisch)
a
x
kubisch
raumzentriert
(krz)
kubisch
flächenzentriert
(kfz)
a
x
Bild 3:
Das kubisch
raumzentrierte
und das kubisch
flächenzentrierte
Eisengitter