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Das große Unternehmer 1x1 Finanzamt
auf der Liste der Fahnder: Sie werden verstärkt etwa Yacht-
und Auto-Händler oder exklusive Juweliere und Teppich-
läden bei Betriebsprüfungen unter die Lupe nehmen, um
auf diesem Wege an die Adressen von Kunden zu kommen,
die für viel Geld eingekauft haben. Kontrollmitteilungen
ans Finanzamt der Kunden sollen dann dafür sorgen,
dass man dort weiter nachhakt, wo das Kapital für solche
Luxuskäufe herkommt.
Automatisierte Rasterfahndung
Neben der Kontoabfrage haben in den letzten Jahren
weitere „Tools“ Einzug in die Steuerverwaltung gehalten,
die das Aufspüren von Verdachtsfällen nicht mehr von der
Nase des Prüfers abhängig machen, sondern es weitge-
hend automatisieren: die Rede ist vom Chi-Quadrat-Test
ebenso wie von der Schnüffelsoftware IDEA oder dem
Web-Crawler XPIDER.
Der Chi-Quadrat-Test baut auf eine mathematisch-statis-
tische Grundlage: Er geht von den letzten Ziffern einer Zahl
vor dem Komma und der ersten Ziffer nach dem Komma
aus. Nach gesicherten statistischen Erkenntnissen muss
bei einer großen Menge von Zahlen jede Ziffer von 0 bis 9
in gleicher Häufigkeit auftreten. Nimmt man diese Wahr-
scheinlichkeit der Verteilung und unterstellt eine Fehlerto-
leranz bis 5 Prozent, ergibt sich ein Chi-Quadrat-Wert von
21,666. Das ist die amtliche Messzahl. Mit ihr wird der Chi-
Quadrat-Wert verglichen, der sich aus den Aufzeichnungen
des Steuerpflichtigen ergibt. Erhebliche Abweichungen von
der Messzahl deuten darauf hin, dass der Geprüfte die
von ihm verbuchten Einnahmenzahlen ganz oder zum Teil
erfunden hat.
Mit IDEA hat sich die Finanzverwaltung für eine vor fast
20 Jahren vom Kanadischen Rechnungshof entwickelte
Prüfsoftware entschieden. Die Stärken von IDEA liegen in
Import, Selektion und Analyse großer Datenmengen. Im
Klartext: in der Auswertung von Datenmengen, die von
Hand gar nicht möglich wären. Grundlage dieser Schnüf-
felsoftware ist das Benfords Gesetz. Es beruht auf statisti-
schen Erfahrungen, wonach die einzelnen Ziffern in Zahlen
„natürlicher Prozesse“ (etwa den Zahlen einer Buchhal-
tung) nicht gleichmäßig verteilt sind. Sie treten vielmehr
in einer bestimmten Häufigkeitsverteilung auf. Die „1”
beispielsweise mit einem Anteil von 30,10 Prozent als
erste Ziffer. Die weiteren Ziffern tauchen immer weniger
häufig auf, die Zahl 9 kommt schließlich nur noch in 4,57
Prozent der Fälle vor. Ähnliche Gesetzmäßigkeiten haben
die Statistiker auch für die zweiten und weiteren Ziffern