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Eaton Schaltungsbuch 06/11
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Elektronisches Motorschutzsystem ZEV
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Elektronische Motorschutzrelais gehören,
wie die nach dem Bimetallprinzip arbei-
tenden Motorschutzrelais, zu den strom-
abhängigen Schutzeinrichtungen.
Die Erfassung des aktuell fließenden
Motorstromes in den drei Außenleitern
eines Motorabganges erfolgt beim Motor-
schutzsystem ZEV mit separaten Durch-
stecksensoren oder einem Sensorgürtel.
Diese werden mit dem Auswertegerät
kombiniert, so dass eine getrennte Anord-
nung von den Stromse nsoren und dem
Auswertegerät ermöglicht wird.
Die Stromsensoren basieren auf dem aus
der Messtechnik bekannten Rogowski-
Prinzip. So besitzt der Sensorgürtel im
Gegensatz zu den Stromwandlern keinen
Eisenkern, so dass er nicht in die Sättigung
gehen und so einen sehr weiten Strombe-
reich erfassen kann.
Durch diese induktive Stromerfassung
haben die verwendeten Leiterquerschnitte
im Lastkreis keinen Einfluss auf die Auslö-
segenauigkeit. Bei elektronischen Motor-
schutzrelais ist es möglich, größere
Strombereiche einzustellen, als dies bei
elektromechanischen Bimetallrelais mög-
lich ist. Bei dem System ZEV wird der
gesamte Schutzbereich von 1 bis 820 A mit
nur einem Auswertegerät abgedeckt.
Das elektronischeMotorschutzsystem ZEV
realisiert den Motorschutz sowohl mittels
der indirekten Temperaturmessung über
den Strom als auch mittels der direkten
Temperaturmessung im Motor mit Ther-
mistoren.
Indirekt wird der Motor bei Überlast, Pha-
senausfall und unsymmetrischer Strom-
aufnahme überwacht.
Bei der direkten Messung wird die Tem-
peratur in der Motorwicklung mittels eines
oder mehrerer PTC-Kaltleiter erfasst. Bei
Übertemperatur wird das Signal an das
Auslösegerät weitergeleitet und die Hilfs-
schalter betätigt. Ein Rücksetzen ist erst
nach Abkühlung der Thermistoren unt er
die Ansprechtemperatur möglich. Durch
den integrierten Thermistoranschluss lässt
sich das Relais als Motorvollschutz ein-
setzen.
Zusätzlich schützt das Relais den Motor
gegen Erdschluss. Schon bei einem
geringen Schaden an der Isolierung der
Motorwicklung fließen kleine Ströme nach
außen ab. Diese Fehlerströme registriert
ein externer Summenstromwandler. Er
addiert die Ströme der Phasen, wertet sie
aus und meldet Fehlerströme an den
Mikroprozessor des Relais.
Durch Vorwählen einer der acht Auslö-
seklassen (CLASS) wird eine Anpassung
des zu schützenden Motors an normale
oder erschwerte An laufbedingungen
ermöglicht. So können thermische Reser-
ven des Motors sicher ausgenützt werden.