User manual

90 GMC-I Messtechnik GmbH
21.2 Bei welchen Werten soll/muss ein RCD eigentlich richtig
auslösen? Anforderungen an eine Fehlerstromschutzein-
richtung (RCD)
Allgemeine Anforderungen:
Die Auslösung muss spätestens bei Fließen des Bemessungs-
fehlerstroms (Nenndifferenzstroms I
ΔN
) erfolgen.
und
Die maximale Zeit bis zur Auslösung darf nicht überschritten
werden.
Erweiterte Anforderungen durch zu berücksichtigende Einflüsse
auf den Auslösestrombereich und den Auslösezeitpunkt:
Art bzw. Form des Fehlerstroms:
hieraus ergibt sich ein zulässiger Auslösestrombereich
Netzform und Netzspannung:
hieraus ergibt sich eine maximale Auslösezeit
Ausführung des RCDs (standard oder selektiv):
hieraus ergibt sich eine maximale Auslösezeit
Definitionen der Anforderungen in den Normen
Für Messungen in elektrischen Anlagen gilt die VDE 0100-600, die
in jedem Elektroinstallateur-Auswahlordner zu finden ist. Diese
besagt eindeutig: „Die Wirksamkeit der Schutzmaßnahme ist
nachgewiesen, wenn die Abschaltung spätestens beim Bemes-
sungsdifferenzstrom I
ΔN
erfolgt.
Auch die DIN EN 61557-6 (VDE 0413-6), als die Vorgabe für den
Messgerätehersteller, sagt dazu unmissverständlich:
„Mit dem Messgerät muss nachweisbar sein, dass der Auslöse-
fehlerstrom der Fehlerstrom-Schutzeinrichtung (RCD) kleiner oder
gleich dem Bemessungsfehlerstrom ist.
Kommentar
Das bedeutet für jeden Elektro-Installateur bei den fälligen
Schutzmaßnahmen-Prüfungen nach Anlagenänderungen oder
Anlagenergänzungen, nach Reparaturen oder beim E-CHECK
nach der Berührungsspannungsmessung, dass der Auslösetest
je nach RCD spätestens beim Erreichen von 10 mA, 30 mA,
100 mA, 300 mA bzw. 500 mA erfolgt sein muss.
Wie reagiert der Elektro-Installateur, wenn diese Werte überschrit-
ten werden? Der RCD fliegt raus !
Wenn er relativ neu war, wird er beim Hersteller reklamiert. Und
der stellt in seinem Labor fest: der RCD entspricht der Hersteller-
norm und ist in Ordnung.
Ein Blick in die Herstellernorm VDE 0664-10/-20/-100/-200 zeigt
warum:
Da die Stromform eine bedeutende Rolle spielt, ist es wichtig zu
wissen, welche Stromform das eigene Prüfgerät nutzt.
Art bzw. Form des Fehlerstroms am Prüfgerät einstellen:
Es ist wichtig, bei seinem Prüfgerät die entsprechende Einstellung
vorzunehmen und zu nutzen.
Ähnlich verhält es sich mit den Abschaltzeiten. Die neue VDE 0100-
410, müsste auch im Auswahlordner vorhanden sein.
Sie gibt Abschaltzeiten, je nach Netzform und Netzspannung,
zwischen 0,1 s und 5 s an.
Normalerweise schalten RCDs schneller ab, aber … es kann ja
passieren, dass ein RCD einmal etwas länger braucht. Und dann
ist wieder der Hersteller gefragt.
Bei einem erneuten Blick in die VDE 0664 entdeckt man die fol-
gende Tabelle:
Hier stechen zwei Grenzwerte ins Auge:
Standard max. 0,3 s
Selektiv max. 0,5 s
Ein richtiges Prüfgerät hat alle Grenzwerte vorbereitet bzw.
ermöglicht die direkte Eingabe gewünschter Werte
und zeigt diese auch an!
Grenzwerte am Prüfgerät auswählen oder einstellen:
Art des Fehlerstroms Form des
Fehlerstroms
Zulässiger
Auslösestrombereich
Sinusförmiger Wechselstrom 0,5 ... 1 I
ΔN
Pulsierender Gleichstrom
(positive oder negative Halbwellen)
0,35 ... 1,4 I
ΔN
Phasenwinkelgesteuerte
Halbwellenströme
Phasenwinkel von 90° el
Phasenwinkel von 135° el
0,25 ... 1,4 I
ΔN
0,11 ... 1,4 I
ΔN
Pulsierender Gleichstrom überlagert mit
glattem Gleichfehlerstrom von 6 mA
max. 1,4 I
ΔN
+ 6 mA
Glatter Gleichstrom 0,5 ... 2 I
ΔN
System
50 V < U
0
120 V
120 V < U
0
230 V 230 V < U
0
400 V
U
0
> 400 V
AC DC AC DC AC DC AC DC
TN
0,8 s 0,4 s 5 s 0,2 s 0,4 s 0,1 s 0,1 s
TT
0,3 s 0,2 s 0,4 s 0,07 s 0,2 s 0,04 s 0,1 s
Ausführung
Fehler-
stromart
Abschaltzeiten bei
Wechselfehler-
ströme
1 x
I
ΔN
2 x I
ΔN
5 x I
ΔN
500 A
pulsierende
Gleichfehler-
ströme
1,4 x
I
ΔN
2 x 1,4 x I
ΔN
5 x 1,4 x I
ΔN
500 A
glatte Gleich-
fehlerströme
2 x
I
ΔN
2 x 2 x I
ΔN
5 x 2 x I
ΔN
500 A
Standard (un-
verzögert)
bzw. kurzzeit-
verzögert
300 ms max. 0,15 s max. 0,04 s max. 0,04 s
selektiv 0,13 ... 0,5 s 0,06 ... 0,2 s 0,05 ... 0,15 s 0,04 ... 0,15 s
negative Halbwelle
positive Halbwelle
Wellenform:
negativer Gleichstrom
positiver Gleichstrom