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ratur und Ac
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und Halten auf die-
ser Temperatur mit nachfolgendem
zweckentsprechendem Abkühlen
zu verstehen.
Im Unterschied dazu wird der
Begriff Vergüten für eine kombi-
nierte Behandlung, bestehend aus
Härten und Anlassen auf Tempe-
raturen meist oberhalb 500 °C
benutzt, womit zu einer vorgege-
benen Festigkeit ein höheres Form-
änderungsvermögen
erreicht wird.
5.2 Der Anlassvorgang
Die Gefügebestandteile Marten-
sit, Bainit und Restaustenit erfahren
durch das Anlassen eine Verände-
rung. Aus dem Martensit und dem
Bainit wird Kohlenstoff in Form
von Carbiden ausgeschieden, und
es werden Versetzungen abgebaut.
Damit ist eine Härteabnahme ver-
bunden.
Die wesentlichsten beim An-
lassen im Werkstoff ablaufenden
Vorgänge sind folgende:
Bis zu Temperaturen von ca.
250 °C werden aus dem Mar-
tensitgitter ε-Carbide ausgeschie
-
den. Dadurch nimmt die Gitter-
verzerrung ab und die Härte
verringert sich (1. Anlassstufe).
Ab etwa 260 °C wandeln sich
ε
-
Carbide in Zementit um. Mit
stei
gender Anlasstemperatur
und zunehmender Anlassdauer
können die Zementitausschei-
dun
gen koagulieren.
Bei Anlasstemperaturen über
etwa 450 °C entstehen bei höher
legierten Stählen mit Carbidbild-
n
ern (z. B. Chrom, Wolfram,
Mo-
lybdän, Vanadium) Sondercar-
bide,
und die Zusammensetzung
vorhandener Carbide ändert sich.
Bei Anlasstemperaturen bis ca.
230 °C wird vorhandener Rest-
austenit stabilisiert. Ab etwa
230 bis 280 °C wird bei unlegier
-
ten und niedrig legierten Werk-
zeugstählen der Restaustenit so
beeinflusst, dass er beim Abküh-
len auf Raumtemperatur unter
Bildung neuer Martensit- und/
oder Bainitanteile teilweise zer-
fällt. Bei höher legierten Kalt-
arbeitsstählen beginnt der Zer-
fall von Restaustenit erst bei
Anlasstemperaturen oberhalb
von
500 °C.
5.3 Anlassverhalten der Stähle
In Bild 34 ist die Härte unle-
gierter Stähle mit unterschiedlichen
Kohlenstoffgehalten nach einem
einstündigen Anlassen in Abhän-
gigkeit von der Anlasstemperatur
dargestellt.
Es ist erkennbar, dass mit zu-
nehmender Anlasstemperatur die
Härte stetig abfällt. Demgegenüber
ändert sich das Anlassverhalten mit
Merkblatt 450
0
Anlasstemperatur [ºC]
Härte [HRC]
25
30
65
200
600500 700
35
40
45
50
55
60
100 300 400
unlegierter
Vergütungsstahl (C45)
unlegierter Kalt-
arbeitsstahl (C80W2)
niedrig legierter
Kaltarbeitsstahl
(105WCr6)
legierter Kaltarbeits-
stahl (X165CrV12)
Warmarbeitsstahl
(X40CrMoV5-1)
Schnellarbeitsstahl
(HS6-5-2C)
0
Anlasstemperatur [ºC]
Härte [HRC]
0
10
100 200 300 400 500 600 700 800
20
30
40
50
60
70
0,2–0,3 %C
0,1–0,2 %C
0,7–1,1 %C
0,5–0,7 %C
0,4–0,5 %C
0,3–0,4 %C
Angaben in Massenanteilen
Anlasstemperatur
Härte
Auswirkung des
Martensitzerfalls
Auswirkung von
Carbidausscheidungen
Auswirkung der
Austenitumwandlung
Beobachtete
Anlasskurve von
Schnellarbeitsstahl
Bild 35: Anlasskurven unterschiedlich legierter Stähle
Bild 34: Anlasskurven unlegierter Stähle Bild 36: Entstehung des Sekundärhärtungseffektes
beim Anlassen von Schnellarbeitsstählen (schematisch)