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Anhaltswerte für die Abkühl-
dauer im Kern verschiedener Ab-
messungen bei Warmbadabküh-
lung können aus Bild 43 entnom-
men werden.
Werkzeuge aus Stählen mit
mehr als 0,6 Massen-% C müssen
bei beson
ders hohen Anforderun-
gen an die Maßstabilität oder den
Verschleißwiderstand auf Tempe-
raturen unter
halb der Raumtempe-
ratur, möglichst bis auf –75 °C
tiefgekühlt bzw. bei Temperatu-
ren > 500 °C angelassen werden,
um den Restaustenit zu beseitigen.
Nach dem
Tiefkühlen sollte an-
gelassen
werden.
6.3.3 Werkzeuge aus
Schnellarbeitsstählen
Die übliche Zeit-Temperatur-
Folge beim Härten und Anlassen
von Werkzeugen aus Schnellar-
beitsstählen ist schematisch in
Bild 44 dargestellt.
Die erforderlichen Tempera-
t
uren zum Austenitisieren von
Schnellarbeitsstählen liegen im
Bereich zwischen rd. 1150 und
1250 °C. Es ist daher wichtig, Werk
-
zeuge aus diesen Stählen genügend
vorzuwärmen, und zwar möglichst
in mehreren Stufen, damit die erfor
-
derliche Austenitisierdauer zur Ver
-
meidung einer Kornvergröberung
möglichst kurz und die Tempera-
turunterschiede zwischen Rand
und Kern möglichst klein gehalten
werden können.
Werkzeuge aus Schnellarbeits-
stählen werden heute vorzugs-
weise
in Vakuumöfen austeniti-
siert und in Stickstoff oder Gasge-
mischen aus Stickstoff und Was-
serstoff oder Helium unter einem
Druck von 5 bis 20 bar abge-
schreckt.
Werden zum Austenitisieren
Salzbadtiegelöfen benutzt, ist es üb-
lich, mehrere Vorwärmstufen, z. B.
300 bis 450 °C (Luftumwälzo
fen),
600 bis 650 °C, 800 bis 850 °C,
1000 bis 1050 °C, vgl. Bild 44,
vorzusehen. Eine solche Abstufung
ab 650 °C ist meist auch beim Aus
-
tenitisieren in Kammeröfen oder in
Vakuumöfen üblich. Anhaltswerte
für die Erwärmdauer können aus
Bild 39 bzw. Bild 42 entnommen
werden.
Beim Austenitisieren in Salz-
badtiegelöfen reicht eine Halte-
dauer
auf Austenitisiertempe
r
atur
von 80 Sekunden aus, lediglich
bei einer Forderung nach einer
stärkeren Auflösung der Carbide
ist eine Haltedauer von ca. 150
Sekunden zu empfehlen. Die Halte-
dauer
sollte nicht zu lange ausge-
dehnt werden, da durch ein „Über-
zeiten“
irreparable Werkstoffschä-
digungen eintreten können.
Die Haltedauer auf den Vor-
wärmstufen sollte mindestens
gleich
lang sein wie die Verweil-
dauer auf der Austenitisiertempe-
ratur.
In der Praxis ist es meist nicht
möglich, Erwärm- und Haltedauer
exakt zu ermitteln. In solchen Fäl-
len kann es zweckmäßig sein,
durch Temperaturmessungen an
den Werkstücken die erforderliche
Verweildauer im Ofen zu ermitteln.
Nach dem Härten weisen
Werkzeuge aus Schnellarbeitsstahl
einen Restaustenitgehalt von 10 bis
40 Vol-% auf. Ein Tiefkühlen
ist
je-
doch nicht üblich, da der Rest-
Merkblatt 450
0
Durchmesser bzw. Dicke
von quadratischen oder rechteckigen Querschnitten [mm]
Abkühldauer [min]
0
20
40 60 80 100 120 140
20
40
60
80
100
120
140
160
160
Abkühlen von 1250 ºC
bzw. 550 ºC auf 100 ºC
an ruhender Luft
Abkühlen von 1250 ºC auf 550 ºC
in Salzschmelze
Bild 43: Abkühldauer im Kern von Werkzeugen mit kreisrundem Querschnitt an
unbewegter Luft bzw. im Warmbad von 500 °C (Anhaltswerte)
Zeit
Temperatur
850 ºC
Härtetemperatur
Austenitisieren
Vorwärmen
300 – 450 ºC
RT
Abschrecken im Warmbad
Abkühlen an Luft oder in Inertgas
1. Anlassen
Anlass-
temperatur
Abkühlen
an Luft
1050 ºC
Vorwärmen
500 – 600 ºC
Abkühlen
an Luft
oder in
Inertgas
Vorwärmen
Vorwärmen
650 ºC
2. Anlassen
Anlass-
temperatur
3. Anlassen
Anlass-
temperatur
Bild 44: Zeit-Temperatur-Folge beim Härten und Anlassen von Werkzeugen aus
Schnellarbeitsstählen (schematisch)